Wildkatzen sind nur zur Paarungszeit bereit, sich mit ihren Artgenossen “abzugeben”. Hauskatzen hingegen haben in den vielen Jahrtausenden den Domestikation gelernt, emotionale und soziale Bindungen einzugehen. Viele sind froh, wenn sie in Gesellschaft mit einem Artgenossen leben können. Es gibt nur wenige Hauskatzen, die wirklich unverträglich und damit Einzelgänger sind. Selbst im erwachsenen Alter kuscheln die Katzen beim Schlafen sehr gerne mit Artgenossen, da sie dies aus der Zeit als Nestjunges mit den Geschwistern kennt. Bekommen mehrere zusammenlebende Katzen regelmäßig ausreichend Futter, dann besteht in der Regel kein Futterneid und die Katzen können selbstverständlich nebeneinander oder sogar aus einem Napf fressen. Nur ein Neuling hat es schwer – wehe, er wagt sich nur in die Nähe des Futters. Die “neue” Katze muss sich ihren Eintritt in die Gruppe erkämpfen, denn die neue Rangordnung muss unbedingt festgelegt werden. Unter Umständen kann es lange dauern, bis sie akzeptiert wurde.
Befinden sich mehrere Katzen in einer Region, so kommt es eigentlich nur selten vor, dass ein Tier die absolute Machtstellung einnimmt. Für Begegnungen ist in der Regel individuell festgelegt, wer wem bei welcher Gelegenheit welche Vorrechte einzuräumen hat. Wo dies noch nicht klar ist, wird es nach den bestehenden Kampfregeln, in weitgehend ritualisierten Kämpfen, ausgefochten. Bei Kater sehen die Machtkämpfe ziemlich gefährlich aus und es herrscht meistens eine starke Rauferei, während die Katzendamen ihre Rangordnung untereinander nicht so stark einhalten. Sie basiert in erste Linie auf der Mutterrolle. Hat die Katze geworfen und muss sich um ihre Jungen kümmern, steigt der soziale Status automatisch an. Bei Kätzinnen kann die soziale Verbundenheit so weit gehen, dass sie sogar ihre Kinder gemeinsam großziehen. Katzendamen, die untereinander befreundet sind, teilen sich nicht nur ein Wurflager, wenn sie zur gleichen Zeit werfen. In manchen Fällen gehen sie soweit, dass sie die Babies der anderen säugen, wenn die Mutter unterwegs auf Jagd ist. Sie kümmern sich solange liebevoll und voller Verantwortung um den fremden Wurf, bis die Mama wieder zurückgekehrt ist.
Wird eine Katze nach einigen Würfen kastriert, rutscht sie im Rang jedoch rasch nach unten. Kätzinnen, die kastriert wurden, bevor sie zum ersten Mal geworfen hatten, haben keine Chance, jemals höher in den Rang einzusteigen.
Die Hierarchie bei den Katern hingegen sieht schon ganz anders aus. Hier wird gekämpft und getobt, um die soziale Stellung festzulegen. In einem Revier sind die “großen und erwachsenen” Kater, die noch nicht kastriert sind meistens in einer Art und Weise miteinander verbündet, dass sie miteinander klarkommen. Sie sind “Freunde” und akzeptieren sich gegenseitig im Revier. Ein neuer Kater oder ein gerade erst geschlechtsreif gewordener Kater, der sich in die Gruppe integrieren will, hat es nicht leicht. Er muss sich seinen Weg in die “Männergruppe” erkämpfen. Stellt er sich geschickt an, gehört er zu ihnen und es kommt nicht mehr zu Machtkämpfen. Fordern sich die Herren jedoch gegenseitig heraus um eine höhere Stellung einnehmen zu können, kommt es zu bösen Machtkämpfen, die jedoch nach ritualisierten Mustern ablaufen und viel schlimmer aussehen, als sie sind. Die Kater haben nicht wirklich vor, sich gegenseitig zu verletzen, sich Blessureren zuzufügen oder sonstwie zu schaden. In der Regel schlagen, beißen oder kratzen sie in die Körperregion, die gut von Fell und Fett geschützt ist, sodass nicht so viel passiert. Sollte es dennoch mal zu Verletzungen kommen, waren diese nicht ernsthaft beabsichtigt.
Haben die Katzen und Kater ihr Revier erobert, wird es sofort als das Eigentum gekennzeichnet. Dies geschieht durch das verteilen von Duftmarken, indem sie Urin an markannten Stellen hinterlassen oder aber in Form von Kratzern, die an Bäumen oder Zäunen hinterlassen werden.
Jede Katze hat ihre bevorzugten Stellen zum Schlafen, Wachen oder Sonnen im Revier, welche von den anderen nicht genutzt werden dürfen. Außerhalb dieser Bereiche dürfen sich jedoch alle anderen akzeptierten Katzen aufhalten und ihre sozialen Kontakte pflegen. Dort könne sie gemeinsam spielen, jagen oder sich einfach zusammen in die Sonne legen.